Der See und ich

 

 

Gestern noch zog er hemdsärmelige Menschen massenhaft an, ließ sich durch warme Sonnenstrahlen hindurch begaffen. Heute zeigt er sich majestätisch und unbehelligt in der kaltnassen Normalität erster Apriltage, die Mainau hinter Regenschwaden verborgen.

 

Auch das bin ich, scheint der Bodensee mit jeder Windböe in den Tag zu rufen und fast glaube ich, ihn durch den Nieselregen zu hören: Wie sollte ich sonst Ruhe finden, zwinkert er mir zu.

 

Der nasse Kies knirscht unter meinen Tritten, als ich vom Ufer wieder den Weg zurück ins Hotel gehe. Ich schaue mich noch einmal um. Ja, auch das bist du, du liebgewonnener See meiner Jugend, und ich war stets dein aufmerksamer Schüler.